Die World Press Photo Foundation hat die Ergebnisse des 64. WPP Wettbewerbs um die besten Pressefotos des Jahres und des 11. Digital Storytelling Contest bekannt gegeben. Das Foto "The First Embrace" von Mads Nissen wurde zum World Press Photo of the Year gekürt.
Mads Nissen ist ein dänischer Fotograf, der in Kopenhagen lebt. Nach seinem Abschluss 2007 an der Dänischen Journalistenschule zog er nach Shanghai, um die menschlichen und sozialen Folgen von Chinas historischem wirtschaftlichen Aufstieg zu dokumentieren. Seit 2014 arbeitet er als angestellter Fotograf bei der dänischen Tageszeitung Politiken. Auf seinem Siegerbild wird Rosa Luzia Lunardi (85) von der Krankenschwester Adriana Silva da Costa Souza im Pflegeheim Viva Bem in São Paulo, Brasilien, am 5. August 2020 umarmt.
Kevin WY Lee, Fotograf, Creative Director und Jurymitglied des Fotowettbewerbs 2021, über das Siegerfoto: "Dieses ikonische Bild von COVID-19 ist eine Erinnerung an den außergewöhnlichsten Moment unseres Lebens, überall. Ich sehe Verletzlichkeit, geliebte Menschen, Verlust und Trennung, Untergang, aber vor allem auch Überleben – alles in einem einzigen Bild vereint. Wenn man das Bild lange genug betrachtet, sieht man Flügel: ein Symbol der Hoffnung."
Die Auszeichnung für die beste World Press Photo Story des Jahres vergab die Jury an Antonio Faccilongo. Die Gewinnerserie erzählt eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund eines der längsten und kompliziertesten Konflikte der Gegenwart, dem israelisch-palästinensischen Krieg. Die Geschichte zeigt die Auswirkungen des Konflikts auf palästinensische Familien und die Schwierigkeiten, mit denen sie konfrontiert sind, um ihre Rechte und ihre Menschenwürde zu bewahren.
Antonio Faccilongo: „Meine Arbeit hat den Anspruch, eine kulturelle Brücke zu bilden, um Menschen zusammenzubringen.“ NayanTara Gurung Kakshapati, Mitbegründer und Direktor von photo.circle und Vorsitzender der Jury des Fotowettbewerbs 2021: „In diesem Jahr wollten wir versuchen, etwas zu finden, das in die Tiefe geht; das auf die Vergangenheit, die Gegenwart, aber irgendwie auch auf die Zukunft schaut“, so die Begründung der Jury.
Ahmed Najm, Geschäftsführer der Agentur Metrography und Jurymitglied des 2021er Photo Contest, über die Geschichte: „Die fotojournalistische Perspektive des Fotografen, zusammen mit der Einzigartigkeit der Story, haben ein Meisterwerk geschaffen. Dies ist eine Geschichte über den menschlichen Kampf im 21. Jahrhundert: eine Geschichte über die ungehörten Stimmen. Es zeigt eine andere Seite des langen zeitgenössischen Konflikts zwischen Israel und Palästina.“
Antonio Faccilongo ist ein italienischer Dokumentarfotograf, der von Getty Reportage vertreten wird. Derzeit arbeitet er als Fotografie-Professor an der Universität der Schönen Künste in Rom und an der American University of Rome. In seiner Arbeit dokumentiert er die Nachwirkungen des palästinensisch-israelischen Konflikts im Westjordanland und im Gazastreifen. Faccilongo versucht, die humanitären Probleme im Zusammenhang mit einem der am häufigsten berichteten Konflikte der Welt zu zeigen, der oft nur als Ort des Krieges und des Konflikts wahrgenommen wird.
„Reconstructing Seven Days of Protests in Minneapolis After George Floyd’s Death“ hat den Digital Storytelling Contest 2021 gewonnen. Mit dem Preis werden Produktionen ausgezeichnet, die durch geschickten Schnitt und Design und die Synergie von Form und Inhalt eine fesselnde interaktive Geschichte erzählen.
Die Reportage von Holly Bailey/The Washington Post und der Grafikentwicklerin Amelia Wattenberger bietet ein vollständiges Bild von der ersten Woche der Proteste in Minneapolis nach der Tötung von George Floyd durch einen Polizisten. Die Arbeit macht beispiellosen Gebrauch von nutzergenerierten Inhalten und kombiniert und kartiert 147 Live-Stream-Videos. „Eine Menge Clips kursierten in den sozialen Medien und in den Medien insgesamt, und der Gedanke war: Wie können wir einen größeren Kontext für all das, was passiert ist, schaffen? Wir hatten in der Vergangenheit nicht diese Fülle an Daten, also wollten wir sie zum Leben zu erwecken und den Lesern ein Gefühl dafür geben, wie es tatsächlich war, Teil der Proteste zu sein“, so Amelia Wattenberger/The Pudding. „Das sollte ein Modell dafür sein, was man mit sozialen Medien machen kann. Ich denke, es erzählt die Wahrheit auf eine Weise, die für die Leser leicht zu verstehen ist“, fügt Holly Bailey hinzu. Muyi Xiao, Reporterin und Videoproduzentin im Visual Investigations Team der New York Times und Vorsitzende der Jury des Digital Storytelling Contest 2021: „Die Arbeit zeigt, dass die Situation komplizierter und nuancierter war, als die Menschen zunächst verstanden haben. Was am meisten auffällt, ist, wie die Autoren nutzergenerierte Inhalte nutzen. Der Ansatz ist innovativ.“ Fábio Erdos, Filmemacher, Fotograf und Digital Storytelling Jurymitglied: „Durch diese Inhaltssammlung kann das Publikum tief in die Emotionen, Gefühle und Handlungen der Demonstranten eintauchen. Wir werden auch Zeuge der Reaktionen der Polizei und der lokalen Regierung.“
Zum World Press Photo Online Video of the Year wählte die Jury „Calling Back From Wuhan“ von Yang Shenlai/ Tang Xiaolan. Durch eine Reihe aufgezeichneter Telefongespräche erzählt „Calling Back From Wuhan“ die Geschichte einer Familie im ersten Epizentrum von COVID-19. Im Februar 2020, nur wenige Tage nachdem er beide Elternteile durch das Virus verloren hatte, wurden auch Weng Jiang und seine Frau infiziert. Der World Press Photo Online Video of the Year Award würdigt ein für das Web produziertes Video, das durch geschickten Schnitt und audiovisuelle Gestaltung eine fesselnde Geschichte mit Wirkung erzählt.
https://www.worldpressphoto.org/collection/storytelling/
„Gezielt zusammengestelltes Bildmaterial mit durchdachtem Sounddesign, gut strukturierte Erzählungen, Vielfalt der Themen. Das sind alles Aspekte, über die wir nachgedacht haben“, so Fábio Erdos, Filmemacher, Fotograf und Digital Storytelling Jurymitglied über die Auswahl des World Press Photo Online Video of the Year.
Sanchai Chotirosseranee, stellvertretender Direktor des Filmarchivs und Jurymitglied: „Die Geschichte ist in sich ziemlich komplett, man hat das Gefühl, dass sie nicht nur das Trauma erzählt, sondern auch die Geschichte drum herum, die sich mit anderen verbindet, und von daher kann man auch das große Ganze sehen.“
Joumana El Zein Khoury, Executive Director der World Press Photo Foundation: „2020 war ein schwieriges Jahr, und wir würdigen die visuellen Geschichtenerzähler, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um uns wichtige Geschichten über unsere Welt zu präsentieren. Die ausgezeichneten Geschichten und Produktionen berührten die Jury wegen des persönlichen, menschlichen und dabei hoffnungsvollen Blickwinkels, den die Gewinner sehr schwierigen Themen wie der COVID-19-Pandemie, dem Israel-Palästina-Konflikt und den Black Lives Matter-Protesten nach der Ermordung von George Floyd gaben“.
Alle Siegerarbeiten werden im WPP Jahrbuch veröffentlicht und im Rahmen einer Ausstellungstournee gezeigt, die in über 120 Städten in 50 Ländern von mehr als vier Millionen Menschen gesehen wird. Premiere feiert die Ausstellung wie in jedem Jahr in De Nieuwe Kerk in Amsterdam. Aufgrund der Corona Pandemie steht der Eröffnungstermin in diesem Jahr jedoch noch nicht fest.