Vulkanausbruch auf der „Isla Bonita“: Bestialisch schöne Bilder

Der Spanier Fran Arnau ist ein leidenschaftlicher Drohnenpilot. Den Vulkanausbruch Ende 2021 auf der kanarischen Insel La Palma hat Arnau in spektakulären Drohnenaufnahmen festgehalten.

Fran Arnau sitzt mitten in einer von schwarzer Asche komplett bedeckten Felsenlandschaft – selbst die Pinie neben ihm ist ergraut und wirkt stark zerzaust. Der Spanier hat die Kapuze seines Hoodies über den Kopf gezogen. Darüber trägt er eine Videobrille und zusätzlich eine Atemschutzmaske. Er wirkt wie eine Figur aus einem düsteren, postapokalyptischen Computerspiel. Ein bisschen Weltuntergangsstimmung herrscht ja auch tatsächlich, denn Arnau befindet sich gerade auf der Cumbre Vieja, dem 14 Kilometer langen Höhenrücken auf der Kanareninsel La Palma, auf der drei Wochen zuvor ein noch namenloser Vulkan ausgebrochen ist.

„Die Hitze, der Geruch, die Geräusche – alles ist so furchteinflößend.“

Der katalanische Drohnenpilot konnte nicht widerstehen und ist auf die Insel gereist, um dieses Naturspektakel mit seinen fliegenden Kameras festzuhalten. Dennoch unterscheidet er sich von den typischen Katastrophentouristen, die es jetzt ebenfalls hierher verschlagen hat – und die den Rettungskräften oft auch im Wege stehen. Mit seiner Erfahrung im Drohnenflug fragte er bei dem spanischen Unternehmen Dron Services Canarias an, ob sie seine Unterstützung gebrauchen könnten – und das taten sie. „Mein Ziel war es, den Ausbruch mit Fotos und Filmmaterial zu dokumentieren und damit auch der Firma, den Behörden und den Vulkanologen bei ihrer Arbeit zu helfen, den Ausbruch zu überwachen.“

Sein Einsatz hat sich für alle ausgezahlt – ganz besonders aber auch für Arnau persönlich. „Es war für mich das erste Mal, dass ich einen Vulkanausbruch miterlebt habe. Es war ein absolut einzigartiges Erlebnis: Die Hitze, der Geruch, die Geräusche – alles ist so furchteinflößend. Aber sobald ich mit der Drohne unterwegs war, waren die Landschaft und die Bilder so bestialisch schön, dass ich die Welt um mich herum buchstäblich aus den Augen verlor. Es war eine der brutalsten Erfahrungen, die ich als Fotograf je gemacht habe.“

Normalerweise organisiert Arnau Drohnenshows

So surreal wie die Bilder, die der 42-Jährige von den Lavaflüssen und den in der Asche versunkenen Häusern und Wäldern mitgebracht hat, so extrem waren auch die Arbeitsbedingungen: „Es war immer sehr windig und wir mussten mit den Drohnen weite und hohe Strecken zurücklegen.“  Arnau flog seine DJI-Drohnen, die sowohl mit Weitwinkel- als auch mit Teleobjektiven ausgestattet sind, in mehr als 700 Meter Höhe und in mehr als 1500 Meter Entfernung – Distanzen, die unter normalen Umständen von Privatnutzern nicht geflogen werden dürfen. An manchen Tagen und in manchen Gebieten konnte Arnau, der ansonsten als Event- Promoter arbeitet und Drohnenshows veranstaltet, bis zu einen Meter an die fließende Lava und bis zu 800 Meter an den Vulkan selbst heran.

Aschewolken und saurer Regen

Doch trotz aller Vorsicht: Gegen die Urgewalt der Natur sind die Drohnenpiloten manchmal einfach machtlos. „Durch die Hitze sind mir von zwei Drohnen die Sensoren geschmolzen und ich habe Tage damit zugebracht, mein Equipment von der Asche zu befreien. Von einer Drohne funktioniert das Kameragimbel bis heute nicht mehr, weil es verstopft ist.“ Fran Arnau erinnert sich auch an einen eigentlich sonnigen Tag, an dem es plötzlich zu regnen anfing. Die Asche verwandelte diesen in sauren Regen, der alle Umstehenden und die komplette Ausrüstung mit einem schwarzen Film überzog. Dabei hatte Arnau sogar noch Glück: Einige seiner Kollegen haben ihre Drohnen komplett verloren, nachdem sie in einer Aschewolke verschwunden sind oder von zu starken Winden davongetragen wurden.

Hinzu kam die menschliche Katastrophe und all das Leid, die der Vulkanausbruch auf der „Isla Bonita“ ausgelöst hat und der Arnau täglich begegnete: Im Laufe der drei Monate dauernden Eruption wurden mehr als 1600 Gebäude, mehr als 70 Kilometer Straßen und rund 370 Hektar der für La Palma typischen Bananenplantagen zerstört. Aber selbst wer nicht direkt im betroffenen Gebiet lebte, konnte betroffen sein, weil die Asche alles bedeckte und die Konzentration an Kohlenstoffdioxid und Schwefeldioxid sehr hoch waren.

Und dennoch: „Die Schönheit der glühenden Lava bei Nacht und diese Dante’sche Landschaft bei Tag – jenseits der menschlichen Tragödien ist dieses Naturphänomen einfach absolut unglaubhaft“, sagt Arnau. Dank seiner Bilder können wir diese Ambivalenz aus Schönheit und Zerstörung nun zumindest ein wenig nachempfinden.

Spektakuläre Aufnahmen garantiert heißt es auch auf der PHOTOPIA Hamburg vom 13. bis 16 Oktober, wenn verschiedenste Drohnen - kleine und große Modelle – wieder zahlreich über das Hamburger Messegelände schweben.

 

Fran Arnaus Instagram-Account: @franarnaudrone
Mehr von Fran gibts hier:  https://youtu.be/lfyGll5wWmA

Fotocredits: Copyright ©Fran Arnau

 

Fran Arnau mit Drone auf La Palma