Seit der Erfindung der Fotografie ist die Familie steter Gegenstand fotografischer Betrachtung, sowohl in privaten Fotoalben als auch in künstlerischen Serien. Voraussichtlich vom 2. April bis 4. Juli 2021 greifen mehr als 20 internationale Positionen das Thema Familie in der Ausstellung FAMILY AFFAIRS – FAMILIE IN DER AKTUELLEN FOTOGRAFIE im Haus der Photographie der Deichtorhallen Hamburg auf.
Die von Ingo Taubhorn, Kurator des Hauses der Photographie, zusammengestellte Ausstellung zeigt aktuelle künstlerische Projekte, die sowohl die Diversität fotografischer Herangehensweisen als auch die Verschiedenartigkeit familiärer Modelle, Lebensweisen und komplexen Dynamiken sichtbar machen. Der fotografische Blick durchbricht dabei das Alltägliche und stellt vorherrschende Normen infrage. Überkommene und neue Rollenbilder, intime Momente des Elternseins und des Älterwerdens, Überforderung und Chaos werden ebenso thematisiert wie Liebe, Halt und Verzweiflung an der eigenen Familie.
Die unterschiedlichsten Mutterrollen werden beispielsweise zum Gegenstand in Katharina Bosses, Elinor Caruccis und Vincent Ferranés Arbeiten. Die Serien von Nancy Borowick, Gustavo Germano, Dario Mitidieri, Lee-Ann Olwage und Akihito Yoshida beschäftigen sich mit dem Verlust oder Tod von Familienmitgliedern. Mit Humor und Ironie blicken Jamie Diamond und Trent Parke in ihren Arbeiten auf die Interaktionsdynamik innerhalb der Familie. Die Vielfalt gegenwärtiger Familienkonzepte zeigt sich in den Serien von Eric Gyamfi und Daniel Schumann, aber auch die Reise in die persönliche Vergangenheit rückt in den Fokus: Lebohang Kganye und Linn Schröder erforschen ihre familiären Geschichten auf fotografische Art und Weise.
Die Auswahl der Serien erfolgte nach den Kriterien ihrer fotografischen und thematischen Diversität sowie ihrem Entstehungsdatum ab dem Jahr 2010. Damit entwickeln die beteiligten Künstler das Erbe der vorangehenden Generation der künstlerischen Familienfotografie um Larry Sultan, Nan Goldin und Sally Mann weiter und erörtert den aktuellen Stand des Genres. In den ausgewählten Serien namhafter Fotograf*innen aus der ganzen Welt werden subjektive Erfahrungen und objektive Betrachtungen sichtbar gemacht, die Menschen über Grenzen hinweg teilen. Die Ausstellung FAMILY AFFAIRS ist damit auch als ein transkontinental gedachter fotografischer Diskurs zu verstehen.
Um den Betrachtenden die Möglichkeit zu geben, die jeweiligen Positionen in ihrer Tiefe wahrzunehmen, wurde die Zahl der ausgestellten Künstler begrenzt und jeder Position ein eigener Raum zugeordnet. Ein weiterer Ausstellungsraum widmet sich dezidiert Familiengruppenporträts von verschiedensten Fotografen. In einem separaten Leseraum können zudem die jeweiligen Fotobücher der Künstler und weiterführende Kunstbücher eingesehen werden. Junge Besucher erhalten am Ende des Parcours die Möglichkeit, ihre eigene Ausstellung zusammenzustellen.
Es erscheint ein Katalog zu FAMILY AFFAIRS im Kehrer Verlag. Der neue Podcast DAS IST KUNST der Deichtorhallen Hamburg in Kooperation mit ByteFM ist ab April überall zu finden, wo es Podcasts gibt. Die erste Folge »It’s A Family Affair« beschäftigt sich mit dem Thema Kunst und Familie. Zu hören sind unter anderem Interviews mit Katharina Bosse und Katharina Sieverding. Moderiert wird der Podcast von Friederike Herr.