Momentum am Fotomarkt

Liebe PHOTOPIA Familie,

„Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen“ – so lautet ein beliebtes Bonmot, das Mark Twain, Karl Valentin, Niels Bohr oder auch Winston Churchill zugeschrieben wird. Heute mache ich es mir zu eigen, denn das erste Quartal 2022 geht zu Ende und die aktuellen Zahlen für den Fotomarkt liegen auf dem Tisch.

 

Vorweg: Der Gesamtmarkt für technische Konsumgüter steckt insgesamt in einer Absatzkrise. Neben dem Aufkommen der Sars-Cov-2-Variante Omikron trugen zum Nachfragerückgang neben der mangelnden Verfügbarkeit von Modellen auch eine insgesamt rückläufige Ausgabebereitschaft der Konsumenten bei, da sich die Inflation und steigende Energiekosten in Folge des Kriegs in der Ukraine negativ auswirken. Diese Faktoren betreffen nicht nur die Foto- und Imaging-Branche.

Die schlug sich 2021 trotz der widrigen Umstände eigentlich gar nicht so schlecht. Als letzte Branchen-Institution zog die japanische Camera & Imaging Products Association, CIPA, jetzt Bilanz: Insgesamt wurden laut CIPA Statistik von Januar bis Dezember 2021 weltweit 8.361.521 Digitalkameras verkauft, was 94,1 % des Vorjahresniveaus entspricht. Mit einem Minus von 15,8% waren Kameras mit fest integriertem Objektiv einmal mehr die größten Verlierer und fanden weltweilt nur noch 3.013.250 Käufer. Die Gewinner sind Systemkameras ohne Spiegel, die mittlerweile weltweit mehr als 60 % des Gesamtmarkts ausmachen und mit 100,8 % ein leichtes Wachstum verzeichnen. Ebenfalls mit 105,8% im Plus waren Wechselobjektive, von denen insgesamt 9.549.347 Stück verkauft wurden. Auf jede verkaufte Systemkamera kamen somit 1,8 Wechselobjektive.

Die CIPA Prognose für 2022 lautet: 7.850.000 verkaufte Digitalkameras, was 93,9% des Vorjahres entspricht. Damit würde sich der Negativtrend der letzten Jahre trotz der andauernden Coronakrise und der Verknappung des Halbleiterangebots leicht abschwächen.

Während die CIPA vor allem die verkauften Stückzahlen betrachtet, reflektiert der deutsche Photoindustrie-Verband, PIV, auch den damit generierten Umsatz. Der verlor 2021 mit 6% deutlich weniger, als der Rückgang der Stückzahlen von 16.6% befürchten ließ, denn hochpreisige Kameras und Objektive verzeichneten ein deutliches Nachfrageplus. Insbesondere kompakte Systemkameras legten nicht nur in der Menge (+ 10,5 %), sondern vor allem im Wert (+ 23,4 %) zu. Der Branchenverband geht auch für dieses Jahr von einem wertstabilen Markt aus, da der Trend zu Premiumprodukten zu höheren Durchschnittspreisen führt, die einen weiteren Rückgang der Stückzahlen kompensieren.

Die führende Fotofachhandelsgruppe Ringfoto berichtet, dass der Anteil der Kameras ohne Spiegel nun fast 90% (Vorjahr: 80%) der Verkäufe ausmacht, während sich Spiegelreflexkameras mit -43,0% im Sinkflug befinden. Immer wichtiger wird bei Anwendern das außerdem das Thema Bewegtbild.

Als verlässliche Konstante erweist sich der Bildermarkt, dessen allergrößte Teil heute online stattfindet. Egal ob Fotobücher (+ 1,7 % im Wert, rd. 315 Mio. Euro Umsatz) oder Fotoartikel wie Wandbilder, Kalender oder Grußkarte (+ 9,3 % im Wert, rd. 398 Mio. Euro Umsatz), physische Bilder boomen.

Der wohl eindrucksvollste Beleg für diesen Trend liefern die rund 200 Millionen Sofortbilder, die seit Einführung der Marke Instax im Jahr 2009 allein in Deutschland von Fujifilm verkauft wurden. Das entspricht 90 bis 100 Aufnahmen pro Jahr und Kamera. Um der hohen Nachfrage gerecht zu werden, plant Fujifilm jetzt sogar die Sofortbildproduktion weiter auszubauen, denn Marktforschungsanalysen auf Social Media-Plattformen belegen, dass der Trend ungebrochen und das Interesse an der Sofortbildfotografie mit Instax weiterhin stark ist. Dort zeigt sich insbesondere seit 2019 ein starker Aufwärtstrend; zwischen 2020 und 2021 verdoppelte sich die Nennung beider Begriffe dort sogar – unabhängig von pandemiebedingten Lieferengpässen.

Meine persönliche Prognose lautet daher: Die Fotografie lebt, allen voran das Interesse an Bildern. Sie sind der Schlüssel zum Erfolg und der Antrieb des Momentums am Fotomarkt. Auf der PHOTOPIA Hamburg machen wir vom 13. bis 16. Oktober die World of Imaging mit einem einzigartigen Happening der Fotografie und Videografie erlebbar und beschleunigen den Puls der faszinierendsten Branche, die ich mir vorstellen kann!

Euer
Christian Popkes