Millionär mit Selfies: Woher kommt der NFT-Hype?

Wie ein Spaßprojekt mit Selbstporträts einen indonesischen IT-Studenten in wenigen Wochen reich gemacht hat.

Im Alter von 18 Jahren begann der indonesische IT-Student Sultan Gustaf Al Ghozali damit, jeden Tag ein Selfie von sich zu machen. Die nächsten vier Jahre fotografierte er sich täglich. Immer vor dem Computer und immer mit dem gleichen, ausdruckslosen Gesichtsausdruck. Ursprünglich hatte er geplant, aus den dabei entstandenen Porträts ein Zeitraffer-Video zu erstellen, das jeden Tag vom Beginn bis zum Abschluss seines Studiums zeigen würde. Letztlich hat der Student 933 Selfies angefertigt.

Doch zwischenzeitlich war etwas passiert, das sein Projekt gründlich verändern sollte: Im Laufe seines Studiums hatte sich Sultan Gustaf Al Ghozzali mit Kryptowährungen, Blockchains und sogenannten NFTs (Non-Fungible Token – deutsch: nicht ersetzbare Wertmarken) beschäftigt. Vereinfacht ausgedrückt sind NFTs digitale Unikate, die eindeutig identifizierbar sind. So kann man beispielsweise aus einem digitalen Foto ein NFT „prägen“ (englisch „minten“). Hier wird das Bild in eine Blockchain gespeichert. Diese ist dezentral organisiert und dadurch fälschungssicher. Unter der technologiefreundlichen Fotografenszene hatte sich ein gewisser NFT-Hype entwickelt.

Der Ein-Millionen-Euro-Witz 

Am 1. Januar 2022 erstellte Ghozali spaßeshalber auf dem NFT-Marktplatz die Sammlung Ghozali Everyday und prägte aus seinen Selfies 933 NFTs. „Ich dachte, es wäre lustig, wenn einer der Sammler mein Gesicht sammeln würde“, sagt Ghozali. „Ich hätte nie gedacht, dass jemand die Selfies kaufen möchte, weshalb ich meinen Preis pro NFT auf drei Dollar festgesetzt hatte.“

Nach einigen Wochen stieß der indonesische Starkoch Arnold Poernomo auf die Sammlung und auch andere prominente NFT-Sammler wurden auf Ghozalis „Witz“ aufmerksam. Die Sammlung ging viral und Ghozalis Selfie-NFTs wurden immer mehr gekauft und verkauft. Dadurch stieg auch ihr Wert immer weiter. Aktuell liegt das Handelsvolumen der gesamten Sammlung aus 933 Selfies bei über einer Millionen Euro.

Gewinnbeteiligung beim Weiterverkauf

Ghozali verdiente dabei nicht nur an den Erstverkäufen seiner Selfies. Bei jedem Weiterverkauf verdient er nun mit. Denn beim Prägen eines NFTs kann jeder eine „Creator Fee“ von bis zu zehn Prozent festlegen – also eine Beteiligung des NFT-Erstellers an allen zukünftigen Verkäufen. Für Künstler hat der digitale Markt also einen entscheidenden Vorteil: Wird man noch zu Lebzeiten berühmt, profitierten davon nicht nur die Kunsthändler und Spekulanten, sondern auch der Erschaffer der Fotos selbst.

Woher kommt der NFT-Hype?                                                                                         

Der momentane Hype um NFTs erklärt sich vor allem daraus, dass digitale Güter durch diese Technologie einzigartig gemacht werden können. So lässt sich mit ihnen handeln, wie auf dem analogen Kunstmarkt. Gezahlt wird allerdings nicht in Dollar oder Euro, sondern mit Kryptowährung.

Die Selfie-Sammlung von Ghozali zeigt, dass sich die Spekulation auf diesem neuen, digitalen Kunst-Marktplatz ähnlich verhält wie auf dem analogen Pendant. Was Kunst ist und welchen Wert sie hat, lässt sich nicht einfach bestimmen und festlegen. Wird über einen Künstler viel geschrieben und berichtet, steigt auch der Wert seiner Werke.

Redaktions-Tipp:

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Quelle: © Sultan Gustaf Al Ghozali