Opelvillen Rüsselsheim: Lee Miller. Hautnah.

Die bis 25. Juli angekündigte Ausstellung „Lee Miller. Hautnah. Fotografien von 1940 bis 1946“ der Opelvillen Rüsselsheim sollte am 10. Februar eröffnet worden. Pandemie-bedingt wartet die fertig aufgebaute Ausstellung nun darauf, die Tore bald öffnen zu können.

Das Ausstellungsprojekt „Lee Miller. Hautnah.
Fotografien von 1940 bis 1946“ der Opelvillen Rüsseldheim umfasst 130 Fotografien und ist Teil der internationalen Triennale RAY Fotografieprojekte Frankfurt/RheinMain.

Elizabeth »Lee« Miller (1907–1977) zählt zu den vielschichtigsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Die als Modell, Fotografin und Surrealistin bekannt gewordene Amerikanerin lieferte eindrückliche Bilddokumente der letzten Phase des Zweiten Weltkriegs, als sie die US-Truppen nach Deutschland begleitete. Schwerpunkt der Schau bilden ihre einzigartigen Kriegsfotos von 1944 bis 1945.

Als Kriegskorrespondentin für die Vogue stieß Lee Miller in einen Bereich der Fotografie vor, der bislang von männlichen Kollegen dominiert war. Mit ihren Reportagetexten und der Wahl ihrer Fotomotive wollte Miller aufrütteln und Haltung beziehen. Als erste weibliche Reporterin gelangte sie 1944 nach Paris und fotografierte ihre Künstlerfreunde nach der Befreiung. Ihr außergewöhnliches Werk wäre vergessen, wenn nicht ihr Sohn es nach ihrem Tod gefunden hätte. Die in Hessen entstandenen Aufnahmen werden teilweise zum ersten Mal gezeigt.

Frankfurt am Main erreichte Lee Miller Ende März 1945, wenige Tage, nachdem die amerikanischen Truppen in die zerstörte Metropole einmarschiert waren. Ihr Foto der Frankfurter Gerechtigkeitsstatue auf dem Trümmerfeld am Römer erschien kurz darauf im Juni 1945 zu Beginn des Vogue-Artikels Nazi Harvest. Auf das unfassbare Leid in den Konzentrationslagern sollte Lee Miller noch stoßen. Direkt nach ihrer Dokumentation der Befreiung des KZ Dachau entstand in München die Foto-Ikone Lee Miller in Hitlers Badewanne am 30. April, Hitlers Todestag.

Die Surrealistin mit subjektiv-künstlerischem Blick bleibt in ihrem fotografischen Werk während des Krieges erkennbar, auch wenn Lee Miller sich dem dokumentarischen Journalismus verschrieben hatte. Ob dokumentarisch oder komponiert, es war vor allem ihre Absicht, Emotionen zu erzeugen. Heute, über 75 Jahre nach Kriegsende, sind ihre Kriegsfotografien weiter von großer Bedeutung: Erinnern sie vorrangig an die Brutalität des Zweiten Weltkriegs, belegen sie auch das Engagement von Lee Miller, vor zukünftigen Kriegen zu warnen. Die in der Ausstellung gezeigten Leihgaben stammen aus dem Lee Miller Archives, East Sussex, England.

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