Licht und Schatten – Blitz- oder Dauerlicht?

Durch die zunehmende Konvergenz von Fotografie und Video in einem Gerät nutzen immer mehr Fotografen für beides dasselbe (Dauer-)Licht. Was hat das für Folgen für die Blitzlichttechnik und für Shootings von Morgen?

 

1. Arbeiten Sie bei Shootings mit Blitz- oder mit Dauerlicht?

 

2. Worin sehen Sie die Vorteile der jeweiligen Techniken im Studio und On Location?

 

3. Haben Sie beide Techniken auch schon miteinander kombiniert?

 

4. Verändert sich durch die jeweiligen Techniken auch das Arbeiten mit den Kunden/Modellen, weil das Licht eine andere Wirkung auf sie hat?


Katja Ruge, Fotografin und Musikerin, katjaruge.de

1.

Ich liebe beides, denn jedes Licht für sich hat seine ganz eigene Charakteristik. Ich habe vor Jahren angefangen, Dauerlicht, das eigentlich für den Gebrauch von Produktfotografie gedacht ist, für Porträts zu nutzen. Es ist ein sehr ebenmässiges Licht mit weichen Schatten. Wenn ich einen Lichteffekt hinter dem Model dazu haben möchte, nutze ich dafür oft einen zusätzlichen kleinen Blitz.

2.

Heute geht beides on Location, wo ich meist arbeite, da die Technik so leicht und gut geworden ist.
Toll sind inzwischen die Kombi-Lichter, sie ersparen einfach viel Geschleppe, haben allerdings auch ihren Preis.

3.

Unbedingt, und natürlich auch jeweils mit Tageslicht. Tageslicht mit Arris simulieren und dann darauf mit einer Wabe blitzen ist ein wunderschöner Effekt. Alles ist hell und sonnig, aber das Porträt ist zudem knackig und hat einen schönen Effekt im Auge.

4.

Ich arbeite eigentlich nur mit Blitzen, wenn ich weiß, das meine Protagonisten das auch (ab)können. Jemanden, der oder die es nicht gewohnt ist, einen Rausch an Blitzen abzubekommen, versuche ich eher mit Tageslicht oder Dauerlicht zu fotografieren. Aber natürlich steht an oberster Stelle erst einmal der Look, den ich für die Bilder haben möchte.

 

Eberhard Schuy, Fotograf und Dozent, schuyfotografie.de

1.

Seit gut zwei Jahren arbeiten wir im Studio, aber auch on Location ausschließlich mit Dauerlicht.

2.

Gibt es noch Vorteile für Blitzlicht? Ich sehe sie nicht. Mit der aktuellen Kameratechnik, in der auch höhere ISO-Werte ohne Qualitätseinbußen möglich sind, lassen sich, bis auf wenige Extremsituationen, alle Ansprüche des Studienalltags erfüllen. Kurze Belichtungszeiten sind kein Problem mehr. Selbst Splashes in der Stilllife-Fotografie (Liquids) sind ohne Probleme realisierbar. Gutes Dauerlicht lässt sich zudem in den Kelvin- und Farbwerten exakt einstellen. Die gesamte Bildstimmung kann ohne großen Aufwand deutlich authentischer abgebildet oder auch individuell angepasst werden. Im Studio, besonders in der Stilllife- und Produktfotografie, haben wir so die Möglichkeit, durch unterschiedliche Einstellungen an den einzelnen Leuchten, feine Farbnuancen der Objekte zu betonen oder besonders klar darzustellen. Ein wesentlicher Vorteil für mich ist die Möglichkeit, das Licht perfekt zu beurteilen. Die Differenzen zwischen Einstell- und Blitzlicht entfallen.

3.

Die Kombination von Blitz- und Dauerlicht kann für einige Effekte sicher reizvoll sein, ist aber in der täglichen Arbeit eher selten. Solche Effekte nutzt man in der professionellen Fotografie eher sparsam. Einige Aufnahmen haben wir so realisiert, der Anteil dürfte bei mir allerdings bei unter einem Prozent in der kommerziellen Fotografie liegen.

4.

Im Peoplebereich ist für mich einer der großen Vorteile, dass die Pupillen der Modelle authentisch abgebildet werden. Wir kennen das, wenn das Einstelllicht gedämmt war, um die Personen vor der Kamera nicht zu sehr zu blenden und durch den Blitz dann die Pupillen sehr groß abgebildet wurden. Bei der Arbeit mit Dauerlicht habe ich auch darauf Einfluss. Am Set, gerade wenn Kunden mit im Studio sind, ist es sicherlich sehr individuell zu bewerten. Manche mögen das Studio-Feeling mit den typischen Flash- und Beep-Geräuschen, ich selbst liebe die Ruhe der Stilllife-Fotografie, die mir ein konzentriertes Arbeiten erlaubt. Auch hier wird ja beim Kunden, der häufig direkt neben mir steht, mit jedem Flash ein neues Aha-Erlebnis erwartet. Mit Dauerlicht arbeite ich deutlich unauffälliger und entspannter, das beeinflusst auch die allgemeine Atmosphäre im Studio.

 

Stefan Ditner, Fotograf und Kameramann, stefanditner.de

1.

Wenn es sich einrichten lässt, bevorzuge ich noch immer Blitzlicht. Die modernen Sensoren verlangen zwar immer weniger nach großen Lichtmengen, dennoch sehe ich beim Blitzen weiterhin gewisse Vorteile. Insbesondere im Studio oder On Location mit Models.

2.

Die zeitgemäßen Blitzköpfe sind klein und kompakt, haben aber dennoch sehr viel Power. Dies macht mich bei der Lichtgestaltung freier. Insbesondere bei großen Innenmotiven mit viel Tiefe, kann ich mit zwei bis drei Blitzköpfen sorgenlos die gesamte Raumtiefe bedienen und gestalten. Arbeite ich hier mit Dauerlicht, benötige ich meist schon mehrere größere Einheiten. Mehr Zeit und Transportaufwand sind oft die Folge, vielleicht sogar auch mehr Personal. Natürlich gibt es heutzutage auch sehr kompakte LED- Panels, die auch viel eingesetzt werden. Wenn ich drehe, sind sie natürlich heute unverzichtbar. Sie sind ebenso leicht und variabel in der Farbtemperatur. Dennoch sind sie in großen Motiven sehr beschränkt in ihrer Lichtausbeute. Braucht man dann mehr Power, werden die Panels schon recht groß, schwer und schließlich auch sehr teuer. Daher, wenn nicht nötig, wie in der Fotografie, versuche ich so gut es geht darauf zu verzichten. Denn meiner Erfahrung nach sind es auch nur die sehr hochwertigen LED-Panels, die saubere Farbspektren liefern, die wenig Korrekturen in der Postproduction verlangen. Ganz unabhängig davon, ob man die spezifische Ästhetik der LED-Panels mag. Mir persönlich sind die traditionellen Stufen-oder Fresnelllampen, egal ob Tages-oder Kunstlicht, viel lieber. Sie kreieren in meinen Augen sofort einen natürlicheren Look (sofern er gewünscht ist) und weniger Modulation ist nötig. Aber diese sind erst recht für die Fotografie in gewisser Weise etwas unhandlich und weniger praktikabel. Ein weiteres Argument, das möglicherweise schon überholt scheint, ist, dass die Blitztechnik mir mehr Schärfe und bessere Abbildungen liefert. Insbesondere bei großen Prints. Davon bin ich noch immer überzeugt. Der Blitz schafft mehr Plastizität und Räumlichkeit. Und es gibt noch einen ganz subtilen, vielleicht unterschätzten psychologischen Effekt, wenn man mit Models im Studio oder On Location arbeitet: Das Momentum des Abblitzens kreiert eine gewisse Zäsur und provoziert eine neue Geste. Der Blitz ist der Beginn und gleichzeitig das Ende eines Augenblicks. Eine hohe Energie durchströmt den Raum, der meist auch mit einem deutlichen Geräusch verbunden ist. Das hilft allen Akteuren, auch dem Fotografen, sich sofort wieder neu einzurichten und den nächsten Augenblick herzustellen. Das geht zwar in Millisekunden, schafft aber eine ganz andere, intensivere Atmosphäre beim Fotografieren.

3.

Selbstverständlich habe ich auch schon mit beiden Techniken simultan gearbeitet. Oft gibt es jedoch einen Punkt, an dem sich die Gleichzeitigkeit der Verfahren etwas im Wege stehen. Denn eine natürliche Balance herzustellen ist manchmal tricky. Insbesondere eine homogene Farbtemperatur oder eine konstante Belichtung kann manchmal etwas zeitraubend sein. Vor allem, wenn man Available-Light mit Blitz kombiniert. On Location ist das manchmal eine echte Herausforderung, wenn das Shooting länger dauert und die Lichtverhältnisse ständig wechseln.

4.

Bis auf den oben schon erwähnten psychologischen Effekt beim Blitzen, würde ich nicht denken, dass es weitere bemerkenswerte Unterschiede für Kunden oder Models gibt, ob man nun mit Dauerlicht oder Blitz arbeitet. Aber eben dieser ist nicht zu unterschätzen. Arbeitet man kommerziell, nehme ich an, dass im Schnitt das Blitzen für den Kunden einen etwas exklusiveren Charakter hat. Dauerlicht oder gar Available-Light sind Techniken, mit denen die meisten Menschen vertraut sind. Der Blitz schafft möglicherweise noch immer den Augenblick des Besonderen. Und diesen sollten wir Fotografen versuchen zu retten.

 

Christian Ahrens, Fotograf, ahrens-steinbach-projekte.de

1.

Ehe ich die Frage konkret beantworte, skizziere ich kurz, in welchen Kontexten wir unser Licht einsetzen: Als Fotografen mit Schwerpunkt Industrie, Wissenschaft und Medizin arbeiten wir immer on location – also in Produktionshallen, Werkstätten, Krankenhäusern, Operationssälen oder in Laboratorien. Hier gilt es, die vorhandenen Bedingungen mit der von uns gewünschten Ästhetik zusammenzubringen, also zum Beispiel Mischlichtsituationen zu meistern oder die öde Atmosphäre einer langweilig Neon-ausgeleuchteten Fabrikhalle durch etwas Spannenderes zu ersetzen. Aus logistischen Gründen kommen dabei ausschließlich akkubetriebene Systeme zum Einsatz. Bei uns dominiert die Fotografie – Videoclips produzieren wir eher selten.
Blitz oder Dauerlicht? Es kommt darauf an. Kleine, handliche und dennoch leistungsstarke Blitzlichtgeräte dominieren allerdings die meisten Produktionen. Sie sind schnell aufgestellt, können hervorragend in der Leistung skaliert werden und die Lichtqualität lässt sich über allerlei Vorsätze, Schirme, Softboxen oder Farbfilter gut anpassen. Dank moderner Technik braucht man auch keine klobigen Blitzköpfe und monsterschweren Generatoren mehr – die hochintegrierten Akkublitze z.B. von Godox sind preiswert, leistungsstark und professionell verarbeitet. 300 Wattsekunden aus einem 1,3 kg-Gerät? Kein Problem! Wichtig zudem: dank moderner Funktechnik ist auch das Auslösen überhaupt kein Thema mehr – die Funksender und (eingebauten) Empfänger funktionieren klaglos, selbst über große Distanzen in einer Fabrikhalle, die mit massiven Stahlobjekten vollgestellt ist.

2.

Blitz ist in meinen Augen am universellsten einsetzbar und am besten skalierbar. Wenn einigermaßen Leistung benötigt wird, kommt LED sehr schnell an seine Grenzen. Blitzgeräte liefern einfach ab. Braucht man aber ein subtiles Gesichtslicht oder möchte man vielleicht eine Nachtstimmung inszenieren, dann schlägt die Stunde des Dauerlichtes: Man arbeitet ja sozusagen im What-you-see-is-what-you-get-Modus und sieht immer sofort, wie sich das Licht auswirkt und welche Stimmung es erzeugt. In solchen Fällen kommt man mit Dauerlicht viel schneller ans Ziel.

3.

Ja, sogar sehr oft. Das subtile Gesichtslicht (z.B. erzeugt durch ein A5-großes LED, das in einer Maschine versteckt werden kann) habe ich bereits erwähnt. Außerdem benutzen wir eine Vielzahl von kleinen Effektlichtern, die das allgemeine Blitz-Setup ergänzen. Zum Beispiel ein handtellergroßes LED-Licht, das in allen möglichen Farben leuchten kann, eine Taschenlampe von Zweibrüder (die eine fokussierbare Optik hat) oder LED-Lichtstäbe, die es in mannigfaltigen Ausführungen gibt.

4.

In unserem Anwendungsgebiet würde ich sagen: eher nein. Gelegentlich neigen Protagonisten dazu, beim Blitzauslösen die Augen zu schließen. Bei manchen Menschen erzeugt das Blitzen auch eine vermehrte Produktion von Tränenflüssigkeit – sie fangen dann buchstäblich an, vor der Kamera zu weinen. Das würde bei LED vermutlich nicht passieren. Aber das sind absolute Ausnahmen und lässt sich immer auch irgendwie in den Griff bekommen. Ich sehe das Thema pragmatisch und nehme an Licht einfach das, was am effizientesten zum gewünschten Ziel führt – allerdings ist es definitiv so, dass das LED-Dauerlicht in den letzten Jahren bei uns an Bedeutung gewonnen hat: die Qualität auch sehr handlicher Geräte hat sich deutlich verbessert, die Dauerlichter wurden heller, bekamen eine bessere Spektralzusammensetzung und sind dadurch immer attraktiver geworden.

 

Oliver Rausch, Mitbegründer der Fotoakademie-Koeln und Autor von „Gestalten mit Licht und Schatten“, fotoakademie-koeln.de

1.

Unser Studio ist mit Blitzlicht ausgestattet. Als Dauerlicht nutze ich dabei auch schon mal das Einstelllicht, das immer noch mit Halogen ausgerüstet ist. Hin und wieder müssen wir auch Filme produzieren oder einen Live-Stream übertragen. Dann kommt gesondert LED-Licht zum Einsatz, oft um das Einstelllicht der Blitzanlage zu ersetzen und das Setting filmtauglich zu machen.
Aus heutiger Sicht würde ich den Hersteller unserer Blitzanlage wechseln, da sie noch immer Halogenlicht verwendet und die Ventilatoren für Filmdrehs viel zu laut sind. Wichtig wäre mir heute nicht nur ein großer Einstellbereich der Blitzleistung, sondern auch ein LED-Einstelllicht, das filmtauglich ist. Aber so oft filmen wir nicht im Studio als dass ich hierfür bereit wäre, 20 neue Blitzköpfe anzuschaffen.

2.

Ich habe in den letzten Jahren zahllose Schulungen zum Thema Produktfotografie (oft für Online-Shops) bei mittelständischen Unternehmen durchgeführt. Das Verständnis einiger Chefs für die Notwendigkeit eines halbwegs gut eingerichteten Studios liegt bei nahezu Null. So müssen die für den Job abgestellten Grafiker oder Werbetexter oft in Büros oder einer leergeräumten Ecke einer Fabrik- oder Lagerhalle arbeiten. Aber auch einige professionelle Fotografen, die ich im Bereich Licht gecoacht habe, arbeiten in ehemaligen Fabrikhallen, bei der das Tageslicht durch die Glasdächer ein ernstzunehmender Faktor darstellt. Wenn man nicht nur nachts arbeiten möchte, bietet sich hier das Blitzlicht an. Bei entsprechender Leistung der Blitzanlage und kurzer Verschlusszeit ist das Tageslicht im Arbeitsraum für die Aufnahme „unsichtbar“. Voraussetzung ist, das der Fotograf auch in einem hellen Raum alleine aus der Lampenaufstellung bereits eine „Vorstellung“ von der Lichtwirkung hat. Das gelingt einigen Profis sehr gut. Aber einem Anfänger ist das Ausleuchten ohne entsprechend abgedunkelten Raum, bei dem das Einstelllicht deutlich zu erkennen ist, jedoch kaum möglich. Für den Anfänger empfiehlt sich daher ein möglichst abgedunkelter Arbeitsraum. Dann ist auch keine Blitzanlage zwingend notwendig, was die Angelegenheit auch deutlich günstiger macht. Gerade im Nahbereich, z.b. bei Stills, reicht die Leuchtdichte von LED-Dauerlicht dann auch oft aus. Allerdings lassen sich bei größeren Sets mit mehreren Menschen (Mode-Fotografie) mit LED noch nicht die notwendigen Leuchtdichten erreichen um z.B. mit Blende 32 und 1/125 sec. zu fotografieren. Jedenfalls nicht ohne, dass alle im Studio mit Sonnenbrillen herumlaufen müssten. Da ist dann der Blitz wieder im Vorteil.

3.

Gerne nutze ich beide Beleuchtungen gleichzeitig. Z.B. ist das Hauptlicht gerne der Blitz. Wenn das Set dann etwas komplizierter und eine sehr schwache Aufhellung nicht mehr möglich ist, da eventuell kein entsprechend schwacher Blitzkopf mehr zur Verfügung steht, nutze ich nur noch dessen Einstelllicht als Lichtquelle und regel dessen Helligkeit über die Belichtungszeit. Auch lassen sich die Farbtemperaturunterschiede im Bild nutzen, was bei regelbarem LED-Licht natürlich auch ginge. Aber Blitz und Einstelllicht lassen sich auch für eingefrorene Bewegungen und Wischeffekte in einem Bild gleichzeitig nutzen. Letzteres geht nicht mit LED alleine.
Gerade im journalistischen Umfeld nutze ich gerne einen Blitz und einen Farbfilter davor, um dieses Licht im Vordergrund einzusetzen und mit dem natürlichen Licht zu Kombinieren.

4.

Auch hier ist es wieder sehr vom Kontext abhängig. Wenn ich im Studio stehe, nehme ich schon lange nicht mehr wahr, wenn geblitzt wird. Auch nicht, wenn zehn Lampen gleichzeitig bei Volllast abblitzen. Und vielen professionellen Modellen geht es ebenso. Manche Modelle aber erschrecken dann oder haben Angst um ihre Augen oder schon alleine das Geräusch, das manche Reflektoren (Snoots) beim Abblitzen erzeugen, erinnern an Knallfrösche und Modelle haben Angst, dass etwas nicht in Ordnung ist oder gleich etwas explodiert. Ein intimes Porträt ist dann kaum möglich. Funksender, große Kameras, zahllose Stative, etc. haben aber auch immer eine etwas technische Ausstrahlung und würde auch ein LED-Panel kaum einen Unterschied machen. Immerhin wird bei einem LED-Licht der Kontakt mit dem Modell nicht durch das ständige Blitzen unterbrochen.
Kommt man aber in das Büro eines Firmenchefs zum Porträt und hat nur eine kleine Kamera und ein kleines, altes, schön patiniertes 500-Watt-Filmscheinwerferchen in seiner Ledertasche, ist diese Anmutung schon die halbe Regie.

 

Christian Horn, Fotograf, fotografie-christian-horn.de

1.

Ich arbeite eigentlich immer mit Blitzlicht – das ist gut zu kontrollieren, die verfügbare Leistung ist heute selbst bei akkubetriebenen Geräten sehr gut und mit etwas Erfahrung empfinde ich die Einrichtung auch nicht zu kompliziert. In seltenen Fällen kommt z.B. ein Beamer als Dauerlicht dazu oder ein Einstell-Licht, um mit Bewegung/Verwischung zu spielen.

2.

Der Vorteil beim Blitzen ist im Studio aus meiner Sicht, dass der/die Porträtierte vom starken Dauerlicht nicht ständig geblendet wird. Gerade, wenn man mit geschlossenen Blenden arbeiten will oder muss, braucht das Dauerlicht schon ganz schön viel Leistung. Im Außenbereich wird es mit Dauerlicht schon sehr schwierig gegen die Sonne anzukommen. In der Situation geht meiner Meinung nach kein Weg am Blitzlicht vorbei. Gerade mit den heute verfügbaren Technologien in akkubetriebenen Geräten und Techniken wie HSS eröffnen sich Möglichkeiten, die mit einer Dauerlichtquelle einfach nicht machbar sind.

3.

Wie bereits oben geschrieben, ergeben sich im Studio z.B. mit einem Beamer tolle, kreative Möglichkeiten, die dann eine Mischung aus Blitz und Dauerlicht quasi erzwingen. Bei Eventreportagen mische ich z.B. häufig entfesseltes Blitzlicht mit vorhandenem Dauerlicht.

4.

Ich finde, dass Dauerlicht etwas undefinierter und weniger kontrastig wirkt. Das kann aber auch eine subjektive Wahrnehmung sein, die ich natürlich nicht belegen kann. Auf jeden Fall schaffe ich es mit Blitzlicht ein kontrastreicheres Licht zu setzen. Auf der anderen Seite ist es aber auch so, dass mich das Blitzlicht beziehungsweise die Nachladezeit bei Porträtshootings auch etwas ausbremst. Ich sehe das aber positiv, denn das bringt gleichzeitig auch viel mehr Ruhe und Konzentration in das Shooting und letztlich komme ich mit weniger Auslösungen von einem Job nach Hause.

 

Bernd Schirmer, Fotograf, Instagram: @byesphotography

1.

Ich arbeite generell nur mit Blitz (Studioblitz, Outdoor-Blitz), da ich auch nur hier die Möglichkeiten der perfekten Lichtformung und Umsetzung sehe. Teileweise nutze ich vier bis fünf verschiedene Lichtformer und Blitze.

2.

Klarer Vorteil für mich und meine Arbeit mit dem Medium Fotografie ist und bleibt der Blitz/Lichtformer, da ich hier die flexiblere Möglichkeit der Änderung vor Ort im Studio habe. Ich kann binnen weniger Sekunden von einem harten Licht in ein sehr softes Licht ohne Schattenkanten wechseln. Außerdem kann ich Blocker und Reflektoren nutzen, die es entweder verstärken oder schwächen. Ich bin ebenfalls in der Lage den Blitz binnen weniger Sekunden an meinem Model neu auszurichten und zu positionieren, je nachdem wie ich den Lichteffekt haben möchte. Mit Hilfe der Lichtformer kann ich den Schatten setzen, wo ich ihn ad-hoc benötige, bekomme Dramatik in ein Bild und kann so viele verschiedene Quellen verwenden, die mein Licht färben, biegen, blocken oder streuen. Ein Blitz erlaubt es mir ebenfalls die Intensität zu regulieren, was Dauerlicht (noch nicht) kann. Die Watt-Zahl ist entscheidend für viele Aufnahmen. Bei Dauerlicht lässt die Leistung nach, das bedeutet, dass ich nicht hundertprozentige Vollausleuchtungen in hoher Qualität erreichen kann. Ich muss dann mal eben ziemlich an der ISO drehen und die Linse sollte ziemlich weit geöffnet sein. Das geht zu Lasten der Qualität und Bildschärfe. Das ist natürlich auch eine Geschmackssache, aber wer es perfekt mag, ist meiner Meinung nach mit Dauerlicht fehl am Platz. Entscheidend ist aber immer die Konzeption und natürlich kann jeder experimentieren. Dauerlicht kann sehr harmonisch und natürlich wirken, wenn man es richtig einsetzt. Sonnenlicht/Tageslicht, sanft durch ein Fenster fallend, mit einer weißen Wand als Reflektor und kombinuert mit einer Lampe, einer Kerze oder einem LED-Kranz, kann einen feinen und subtilen Schatten um ein Model legen und ich benötige dann auch nicht mehr viel an Technik. Ein LED-Ringlicht auf der Kamera gibt auch bei jeder Bewegung des Models eine gleichbleibende Qualität. Der Nachteil ist dann nur der „Circle“ in der Iris, der einiges Bearbeitungsgeschick mit diversen Grafikprogrammen erfordert und Lampen und Kerzenlicht müssen „geboostert“ werden. Neonröhren oder LED-Röhren kommen immer mehr für Lichteffekte und Spielereien zum Einsatz. Da ist man natürlich flexibler und platzsparender, gerade „on Location“. Für Werbefotos oder fancy Effekte sind sie meines Erachtens ideal, auch für sehr stimmungsvolle und sanfte Bilder. Da kommt der gute alte Blitz nicht mit. Für die perfekte Ausleuchtung hingegen ist der Blitz die richtige Wahl.

3.

Ja. Ich habe LED-Ringlichter und LED-Farblichter für ein Porträt-Shooting verwendet, fand aber als verwöhnter Blitzer, die Intensität nicht berauschend. Mit einer Farbfolie bekomme ich meines Erachtens besser Stärken hin. Spielereien mit Neonröhren und Langzeitbelichtungen für diese Cybereffekte sind nicht mein Stil. Hier gibt es aber Spezialisten und Künstler, die mit Hilfe von Grafikprogrammen wahre Kunstwerke und einzigartige Bilder erschaffen, die mir auch gefallen.

4.

Für mich nicht, für andere sicherlich. Es ermöglicht aber auch Anfängern den vereinfachten Weg in die Fotografie, da es experimentierfreudiger ist. Selbst Mobiltelefone können mit Dauerlicht hervorragende Ergebnisse in Video und Bild liefern – an muss kein Profi mehr sein. Auf jeden Fall wird es die Kreativität und Kreativen erfreuen, da es nun diverse Möglichkeiten neuer Bild- und Lichtgestaltungen gibt. Gerade im Bereich der Langzeitbelichtung lässt sich so einiges an Effekten neu umsetzen. Videografen sind in der Lage, „Hollywood-Belichtungen“ schnell und portable in ihren eigenen vier Wände zu integrieren und Produktionen erreichen ein neues Niveau an Qualität und Komplexität, was es so vor zehn Jahren noch nicht gab. Wofür man damals noch ein Studio mit Belichtungsassistenten und Lichtmessern brauchte, geht heute problemlos „on Location“ mit einer Foto-Kamera, LED-Kombi als Aufstecksystem und zwei bis drei Lichtelementen.

Foto oben: Petra Gerwers

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