Felix Schoeller Photo Award: Deutscher Friedenspreis für Fotografie 2023

Der „Deutsche Friedenspreis für Fotografie” geht an den deutschen Fotografen Sebastian Wells und seinen ukrainischen Projektpartner Vsevolod Kazarin.

Mit ihrer aktuellen Arbeit über Jugendliche in Kiew setzen die beiden Fotografen inmitten des Krieges in der Ukraine ein Zeichen: Junge Menschen trotzen dem Krieg und präsentieren sich in bewundernswerter individueller Stärke und Courage. Der „Deutsche Friedenspreis für Fotografie” ist eine gemeinsame Initiative des international operierenden Spezialpapierherstellers Felix Schoeller und der Friedensstadt Osnabrück. Er ist mit einem Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro dotiert. Die prämierte Siegesserie sowie die Arbeiten aller Nominierten werden bis zum 6. August 2023 im Museumsquartier in Osnabrück ausgestellt.
Mit dem Deutschen Friedenspreis für Fotografie werden Arbeiten ausgezeichnet, die sich fotografisch und konzeptionell mit dem Thema Frieden auseinandersetzen. “In diesem Jahr steht der Deutsche Friedenspreis für Fotografie besonders im Mittelpunkt, da unsere Heimatstadt Osnabrück das Jubiläum 375 Jahre Westfälischer Friede feiert. Gleichzeitig sind wir Zeuge eines kaltblütigen Angriffskrieges in Europa. Unser Engagement empfinden wir angesichts der heutigen geopolitischen Lage mehr denn je als Verpflichtung. Wir wollen mit dem Friedenspreis das Streben nach Frieden fotografisch thematisieren und kommunizieren” so Hans-Christoph Gallenkamp, CEO von Felix Schoeller.
Die in diesem Jahr ausgezeichnete Arbeit hat eine besondere Geschichte. Als sich der ukrainische Modefotograf Vsevolod Kazarin und der deutsche Dokumentarfotograf Sebastian Wells 2022 in Kiew kennenlernten, beschlossen sie, ein gemeinsames Fotoprojekt zu starten: Eine Porträtserie über eine junge Generation von Kreativen in Kiew vor dem Hintergrund des Erwachsenwerdens inmitten von Revolution, Konflikten und Krieg. Mit den Mitteln der Dokumentarfotografie porträtierten sie die Protagonisten aus ihrer jeweiligen Situation heraus in ihrem persönlichen Umfeld. Die Bilder sind nicht nur eine Stil-Reportage, sondern Zeugnis eines historischen Moments: Mitten in Zeiten von Krieg und Gewalt zeigt dieses fotokünstlerische Projekt die Kraft des Mediums Fotografie als eine grundlegende Form des Widerstands gegen Tyrannei, Krieg und Unterdrückung.
Prof. Dr. Ulrich Schneckener, Jury-Mitglied und Professor für Internationale Beziehungen und Friedens- und Konfliktforschung am Zentrum für Demokratie- und Friedensforschung (ZeDF) der Universität Osnabrück sowie Vorstandsvorsitzender der Deutschen Stiftung Friedensforschung: „Die prämierte Arbeit zeigt junge ukrainische Künstlerinnen und Künstler sowie Aktivistinnen und Aktivisten in Kiew wenige Wochen nach Beginn des Krieges. Aus ihren Gesichtern spricht einerseits der Schock, aber andererseits auch der entschlossene Widerstand, mit dem sie der Bedrohung entgegentreten. Es sind Dokumente der Emanzipation einer jungen Generation, die ihre errungenen Freiheiten und Rechte verteidigen will. Die ausgezeichneten Fotografien machen deutlich, wie sehr Freiheit und Frieden zusammengehören.”
Michael Dannenmann, Vorsitzender der Jury des Felix
Schoeller Photo Award: „Diese ausgezeichnete und bizarr wirkende Bilderwelt von Sebastian Wells und Vsevolod Kazarin trifft das Lebensgefühl einer ganzen Generation – eine Fotoarbeit, die uns auf wunderbare Weise mitnimmt in die Gedankenwelt der Protagonisten.” Und Jury-Mitglied Hannah Schuh ergänzt: „Die beiden Fotografen sind dicht dran an ihrer Generation in Kyiv, zeigen in ihrem Kooperationsprojekt Zivilisten als selbstbewusste Bürger ihrer Stadt. Das Duo beweist, dass sich gemeinsam neue Perspektiven auftun.”
Vsevolod Kazarin (geb. 2000) ist ein junger ukrainischer Künstler, der mit Fotografie arbeitet. Er wurde in der Region Luhansk geboren und wuchs in einem Kiewer Vorort auf, wo er heute lebt. Nach seinem Bachelor-Abschluss in Fotografie an der Nationalen Universität für Kultur und Kunst in Kiew arbeitet Vsevolod an künstlerischen, redaktionellen und kommerziellen Projekten. Er versucht, Wege zu finden, die Fotografie als visuelle Sprache zu nutzen, um über die schreckliche Realität des Ukraine-Kriegs zu reflektieren.
Sebastian Wells (geb. 1996) ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Als Mitglied des Berliner Fotografen-Kollektivs Ostkreuz arbeitet er als Dokumentarfotograf sowohl im Auftrag als auch an eigenen Projekten. Er studierte Fotografie an der Ostkreuzschule in Berlin, an der Fachhochschule Bielefeld und an der KASK School of Arts in Gent. Nach dem Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine beschloss er, nach Kyiv zu reisen und traf dort Vsevolod. Gemeinsam fotografierten sie nicht nur als Team, sondern gründeten auch soлomiya, ein pannationales Künstlermagazin, das sowohl in Deutschland als auch in der Ukraine erscheint und weltweit vertrieben wird.
Die Einsendungen zum Deutschen Friedenspreis für Fotografie in diesem Jahr zeigten hervorragende, teils sehr bedrückende Bilderserien, von denen sich viele mit den Auswirkungen des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine beschäftigen.
Aber nicht nur: Zu sehen gab es auch Fotoserien aus anderen Konfliktgebieten wie Syrien, Jemen, Iran oder Afghanistan. Auch die großen aktuellen Themen wie Flucht oder Klimawandel wurden akzentuiert. Oftmals gewähren diese Arbeiten einen anderen Blick auf Krieg, Gewalt oder Protest und stellen eindrucksvolle Appelle an Humanität, Widerstand und Gerechtigkeit dar.
Neben den Siegern waren Aljoscha (Deutschland), Yagazie Emezi (Nigeria), Cèsar Dezfuli (Spanien) und Mattia Velati (Italien) für den Deutschen Friedenspreis für Fotografie nominiert.

https://www.felix-schoeller-photoaward.com/en/home