„Centralverband deutscher Berufsfotografen“ - Neues aus der Strandbar

In einer nach dem ehemaligen kolumbianischen Drogenbaron Pablo Escobar benannten Lokalität an einem Badeschiff auf der Berliner Spree trafen sich am 3. September, einem sonnigen Samstag, rund ein Dutzend Männer und drei Frauen, allesamt Mitglieder des „Centralverbands deutscher Berufsfotografen“, kurz CV.

Laut Protokoll hat der „zentrale Verband“ aktuell ganze 108 Einzelmitglieder, sowie mit den drei Fotografen-Innungen Essen, Westfalen und Leipzig weitere 43 Handwerker, deren Interessen er vertritt, denn schließlich handelt es sich ja um den Bundesinnungsverband des Fotografenhandwerks.
Mit anfangs 13, später dann 14 Teilnehmern, war die Mitgliederversammlung, gemessen an der Gesamtzahl der Mitglieder, durchaus nicht schlecht besucht, zumal laut satzungsgemäßer CV-Arithmetik insgesamt 30 Stimmen auf die Anwesenden entfielen. Bessere Teilnahmequoten erreichen auch andere Foto-Verbände kaum, wobei kein anderer derart wenige Mitglieder vertritt.
Wer fehlte, waren unter anderem zwei der aktuell vier CV-Vorstandsmitglieder, die offenbar wichtigeres zu tun hatten, als der Mitgliederversammlung persönlich Rechenschaft abzulegen. Und tatsächlich konnte Bundesinnungsmeister Hans Starosta, 75, das auch ohne seine Vorstandskollegen Andy Hens und Bernd Gassner, bevor er selbst dann frühzeitig von dannen eilte, um eine Preisverleihung vorzunehmen.
Bernd Gassner, der den CV als deutsches Mitglied in der FEP – der „Federation of European Photographers“ – vertritt, ließ ausrichten, man möge die Fotografen doch bitte dafür begeistern, sich mit sogenannten EP-, QEP- und MQEP-Zertifikaten auszeichnen zu lassen. Den Grund, warum das aktuell wohl nur wenige Profis anstreben, vermutet Gassner im Mangel an Werbung (und nicht etwa in der mangelnden Bekanntheit der Prädikate bei Kunden …).
Eine Zertifizierung ganz anderer Art strebt der CV in Sachen ePass an. Dessen Umsetzung lässt zwar seit geraumer Zeit auf sich warten und wird laut Hans Starosta wohl auch in diesem Jahr nichts werden, der CV jedoch verfolge das Ziel, die Passbildfotografen der Zukunft im Auftrag des Bundes zu zertifizieren. Nach dem Scheitern der Rückvermeisterung des Fotografenhandwerks würde dem Verband so endlich wieder seine angestammte Rolle als Marktregulator zufallen.
Zur Finanzierung dieser Bemühungen stellte der CV bereits im Vorjahr seine Beitragszahlungen bei der Initiative Bild ein, in der verschiedene Verbände gemeinsam Einfluss in Politik und Wirtschaft gewinnen wollen. Konsequenterweise sieht der CV-Vorstand daher auch keinen Sinn in einer Beteiligung am Deutschen Fotorat als neuem Dachverband, was einer gewissen Logik folgt, denn was hat das Fotografenhandwerk mit Kulturpolitik zu tun?
In diesem Sinne sieht Henning Arndt, Vorsitzender des Berufsbildungsausschusses (BBA) im CV, die aktuell wichtigste Aufgabe bei der Weiterentwicklung der handwerklichen Fotografen-Ausbildung laut Protokoll ebenfalls in der Abgrenzung, hier allerdings konkret zu anderen Medienberufen.
Ein Dauerthema der CV-Mitgliederversammlungen der letzten Jahre ist die Frage der Entlastung des Vorstands, die in diesem Jahr entgegen der Empfehlung der beiden Kassenprüfer dennoch mehrheitlich mit 17 zu neun Stimmen (darunter fünf Enthaltungen) per Akklamation erteilt wurde. Im Protokoll der Versammlung ist die Rede von Umbuchungen auf das Folgejahr, angeblich nicht rechtzeitig vorgelegten Belegen und einer daher nicht abschließend möglichen Prüfung.
Keine Mehrheit fand sich für Satzungsänderungsanträge des CV-Mitglieds Thomas Hieronymi, von denen einer darauf abzielte, den Verband gendergerecht in „Centralverband Deutscher Berufsfotografie“ statt „…fotografen“ umzubennenen. Dafür wollten sich jedoch selbst die anwesenden Damen nicht erwärmen, denn schließlich will man den seit 1904 geführten Namen weiter pflegen.
Als Justiziar des CV offiziell bestätigt wurde der Anwalt Tim Hoesmann.
Keine Zeit blieb der Versammlung, den Entwurf neuer Muster-AGB für Handwerksfotografen zu diskutieren, wohl aber über die Möglichkeit zur Teilnahme von CV-Mitgliedern an Workshops und Events des bpp, Bund Professioneller Porträtfotografen (der die Teilnahme an seinem Jahresevent sowieso allen Profifotografen ermöglicht).
Was das Protokoll noch verrät? Das (Zitat) “hohe Niveau des Centralverbands” müsse erhalten bleiben, man dürfe sich jedoch „keine eigene Konkurrenz heranziehen“, und „der Titel Geselle und Meister muss gestärkt werden“. Das Ziel laute, mehr Innungen für eine Mitgliedschaft im Bundesinnunsgsverband zu gewinnen, wohlweislich, dass vielen Innungen das Geld dafür zu schade ist. Daher solle der CV sich öffnen und neue Einzelmitglieder durch geldwerte Vorteile locken, damit eine CV-Mitgliedschaft sich auf diese Art und Weise lohnt.
Gesucht werden soll übrigens ein Social Media Beauftragter, der sich um die Pflege der Kanäle des Verbands kümmert. Freiwillige melden sich beim CV-Vorstand …

Mehr Informationen: https://www.cvfoto.de