Die Streetfotografie liegt im Trend. Was macht das Genre so attraktiv?
Marco Larousse: Bei dieser Form der Fotografie geht es darum, zufällige und ungestellte Momente des Alltags im öffentlichen Raum festzuhalten. Es ist ein künstlerisch-dokumentarisches Genre. Anders als bei der gestellten Fotografie, bei der wir ein Wunschbild erzeugen, zeigt ein Streetfoto die Welt so, wie sie ist, mit all ihren schönen und seltsamen Seiten.
Wie ist das German Street Photography Festival entstanden?
Marco Larousse: In Deutschland gibt es eine sehr aktive Streetfotografie-Szene. Kein anderer Bereich der Fotografie hat in den vergangenen zehn Jahren ein solches Wachstum erlebt. Überall gibt es mittlerweile aktive Streetfotografinnen und -fotografen. Weil wir dieser lebendigen Szene einen Ort zum Austausch geben wollten, haben Siegfried Hansen, Martin U Waltz und ich 2019 erstmals zum German Street Photography Festival eingeladen. Die Veranstaltung kam gut an und schon die zweite Auflage fand 2021 auf der PHOTOPIA statt. Jetzt sind wir mit dem dritten Festival wieder zwischen den Hochsee-Containern in den Messehallen zu Gast und freuen uns riesig.
Was zeichnet die Streetfotografie-Szene aus?
Marco Larousse: Die Freundlichkeit ihrer Mitglieder! Die Streetfotografie scheint ein Magnet für besonders kreative und hilfsbereite Personen zu sein. Alle Menschen, mit denen ich in diesem Kontext zu tun hatte, sind wirklich ausgesprochen nett. Ich bin immer wieder begeistert, wie angenehm und persönlich bereichernd die Treffen sind. Viele Streetfotografinnen und -fotografen finden sich in Kollektiven zusammen und organisieren gemeinsame Aktivitäten, wie Ausstellungen, Fotowalks und internationale Austausche. Einmal im Jahr treffen sich alle zu einem organisierten Meet & Street in einer anderen Stadt in Deutschland.
Worin liegt für dich der besondere Reiz der Streetfotografie?
Marco Larousse: Die US-Fotografin Mary Ellen Mark hat gesagt, dass die Streetfotografie die schwerste Art der Fotografie ist, da sie nicht planbar sei. Eben das macht sie so reizvoll. Die Entscheidung, bei einem Fotostreifzug durch die Stadt nach links oder nach rechts zu gehen, kann den Unterschied machen, ob du an diesem Tag das Foto deines Lebens oder gar kein Foto aufnimmst. Auf der Straße hast du es mit vielen Unbekannten zu tun. Du brauchst Geduld, Können und Glück, um das richtige Motiv im perfekten Moment vors Objektiv zu bekommen. Auch nach 30 Jahren hat die Streetfotografie für mich nichts von ihrem Reiz verloren, ganz im Gegenteil.
Was zeichnet ein gutes Streetfoto aus?
Marco Larousse: Da die Schönheit im Auge des Betrachtenden liegt, kann ich das nicht pauschal beantworten. Eine gute Streetfotografie ist eine gelungene Momentaufnahme, ein Ausschnitt aus dem wahren Leben. Sie kann laut oder leise, lustig oder traurig sein. Es gibt viele verschiedene Stile innerhalb der Streetfotografie, die unterschiedliche Bildsprachen haben und daher nach einer anderen Art der Perfektion streben. Am besten kommt ihr zu uns auf die PHOTOPIA und macht euch selbst ein Bild davon, welchen „Street-Style“ ihr am liebsten mögt.
Welche Orte eignen sich für die Streetfotografie?
Marco Larousse: Das Schöne an der Streetfotografie ist, dass es fast keine Einstiegshürden gibt. Du brauchst nur eine Kamera, einen öffentlichen Raum und ein waches Auge für das Besondere im Alltag. Natürlich bieten sich Großstädte wie Hamburg, Berlin, London, New York oder Tokio besonders an, weil es dort viele Menschen und spannende Architektur gibt. Aber auch kleinere Orte haben ihren Charme und ihre großartigen Alltagsmomente.
Lass uns in Hamburg bleiben: Worauf kann sich das Publikum auf dem 3. German Street Photography Festival @ PHOTOPIA freuen?
Marco Larousse: Das Festival wird wieder ein Highlight der PHOTOPIA sein. Es wird inspirierende Vorträge zur Street- und Dokumentarfotografie geben, dazu eine kuratierte Ausstellung zum Thema „Wandel/Change“, eine Pop-up-Guerilla-Galerie, Workshops, Fotowalks und Photo-Slams. Kurzum: Dieses Festival im Festival sollte sich niemand entgehen lassen.
Kannst du schon etwas mehr zum Programm verraten?
Marco Larousse: Wir sind noch in der heißen Abstimmungsphase. Aber ich will gerne schon verraten, dass wieder viele bekannte Namen aus der Szene bei uns auftreten und ausstellen werden.
Über das German Street Photography Festival
Beim German Street Photography Festival vom 21. bis 24. September in den Hamburger Messehallen dreht sich alles um die zeitgenössische Street- und Dokumentarfotografie. Im Rahmen der PHOTOPIA Hamburg 2023 bietet das Festival wieder einen inspirierenden Mix aus Vorträgen, Ausstellungen, Fotowalks und fachlichem Austausch. Anhand von Momentaufnahmen aus dem Alltag werden unterschiedliche fotografische Positionen zum Thema „Wandel/Change“ gezeigt und diskutiert. Sponsor des Festivals ist diesmal MPB, die weltweit größte Gebrauchtwaren-Plattform für Foto und Video. Gründer und Kuratoren des Festivals sind die international bekannten deutschen Streetfotografen Siegfried Hansen, Marco Larousse und Martin U Waltz. Mehr unter www.germanstreetphotographyfestival.com